150 Kolleg*innen aus den kommunalen Rettungsdiensten der Landkreise Ammerland, Aurich, Wittmund, Wesermarsch und Friesland haben sich am 13. März im Rahmen eines Warnstreiks, im Vorfeld der 3. Tarifrunde im TVöD zusammengefunden.
Die Kolleg*innen fordern 8 %, mindestens aber 350 Euro pro Monat mehr. Für eine Entlastung fordern sie 3 Tage Urlaub mehr.

Sie zeigten außerdem lautstark in einem Demonstrationszug von der Ubbo-Emmius-Klinik zum Auricher Marktplatz die Erwartung, dass auch im TVöD in dieser Tarifrunde endlich von der wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden abgerückt wird. Andere Arbeitgeber, wie der ASB und das DRK, habe die Zeichen der Zeit längst erkannt und die Höchstarbeitszeit entschieden abgesenkt.

Auf dem Marktplatz haben sich die Streikenden schließlich versammelt und der folgenden Kundgebung Aufmerksamkeit geschenkt.

Redner*innen aus allen 4 Landkreisen, deren Retter*innen sich an diesem Warnstreik beteiligt haben, nahmen Stellung zu den Arbeitsbedingungen und den damit verbundenen Forderungen.

Maren Beste beklagte mangelnde Wertschätzung und wies auf die hohe Belastung hin. Die Leistung der Kollegen stünden in keinem Verhältnis mehr zum Lohn. Viele würden daher den Rettungsdienst verlassen. „Wir lassen uns nicht mit einem lächerlichen Angebot abspeisen. Wir alle sind am Limit“, war ihre Warnung an die Arbeitgeber.

Carola Rieken vom Rettungsdienst des Landkreises Friesland warnte davor, dass die Kollegen weglaufen würden: „Rettungsdienstler wachsen nicht auf den Bäumen“. Viele unnötige Einsätze, oft ausfallende Pausen und stark ausgelastete 12-Stundenschichten machten den Job unattraktiv.

Trotz 48-Stunden-Woche arbeite man für das Gehalt einer 39-Stunden-Woche. Das sei eine Schweinerei, damit müsse Schluss sein, forderte Timo Niebuhr. Dem Verband der Kommunalen Arbeitgeber (VKA) warf er Ignoranz vor: „Unsere Forderungen werden seit fünf Jahren ignoriert“.

Zunächst richtete Uwe Heiderich-Willmer noch eine Anerkennung an die beiden Vorredner, Landrat Olaf Meinen und der Geschäftsführer Carl-Heinz Arends des Rettungsdienst Aurich, die sich beide zu einer Stundenreduzierung für die Rettungsdienstler im TVöD bekannten. Der Landrat Meinen betonte: „Eine 48-Stunden-Woche ist nicht mehr zeitgemäß“, während der Geschäftsführer perspektivisch gar den Wunsch nach einer 39-Stunden-Woche äußerte.
Aber Uwe Heiderich-Willmer machte noch auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: die stetig steigende Verantwortung. „Während die Stelle einer Bürokraft, im Landkreis beispielsweise, neu bewertet wird, wenn ihr mehr Verantwortung übertragen wird und meist daraus eine Höhergruppierung resultiert, bleiben Notfallsanitäter*innen und Rettungssanitäter*innen in diesem Fall in ihren Entgeltgruppen. Denn sie werden nach dem Besonderen Teil der Entgeltordnung** eingruppiert“. Rettungssanitäter*innen müssten nach Einführung des NKTW eigenständig diagnostisch tätig werden, Notfallsanitäter*innen würden immer mehr ärztliche Aufgaben übertragen. „Diese Mehrverantwortung findet in der Eingruppierung keine Berücksichtigung“ moniert Heiderich-Willmer. Zum Schluss richtet er noch einen Appell an die noch unorganisierten Kolleg*innen: „Bitte tretet in die Gewerkschaft ein, ver.di ist keine Dienstleistungsorganisation, es ist eine Mitgliederorganisation, es braucht die Unterstützung aller Kolleg*innen, um Verbesserung durchzusetzen“, ruft er den Kolleg*innen zu.
**Erläuterung: im Besonderen Teil werden die Kolleg*innen nach ihren Tätigkeitsmerkmalen eingruppiert, es ändert sich nichts in der Eingruppierung, wenn man diesen Tätigkeiten neue Verantwortungsbereiche hinzufügt. Eine Neubewertung findet nicht statt. Während in einer Verwaltung z.B. die Tätigkeiten nach dem Allgemeinen Teil der Entgeltordnung erst bewertet werden und dann einer Entgeltgruppe zugeordnet werden. Bei Veränderungen finden Neubewertungen statt.