TVöD-Tarifrunde 2020 – 48 Stunden nicht mit uns

Angebot der Arbeitgeber respektlos, Arbeitgeber fordern wieder 24 Stunden-Schichten im Rettungsdienst, die Arbeitszeitreduzierung wird abgelehnt

„Die angebotenen Lohnsteigerungen sind geradezu respektlos. Für kleinere und mittlere Einkommen bedarf es eines deutlich höheren Mindestbetrags. Die Laufzeit ist eindeutig zu lang. Insbesondere die Vorschläge für das Gesundheitswesen sind richtig dreist. Nach warmen Worten von Politikerinnen und Politikern im Frühjahr erhalten die Beschäftigten in den Krankenhäusern von den Arbeitgebern eine Klatsche, während sie zeitgleich schon wieder um das Leben von Corona-Patienten ringen. Auch die weiteren Forderungen und Erwartungen wie die

48 Stunden, nicht mit uns, das betonen die Kolleg*innen vor der Rettungswache Westerstede auf ihren Plakaten!                      Bild: U. Heiderich-Willmer

Anhebung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro oder die zeitnahe Ost-West-Angleichung bei der Arbeitszeit werden nicht erfüllt“, erklärte Frank Werneke, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Das meinen auch die Kolleg*innen der Rettungsdienst Ammerland GmbH. Für sie kommt noch hinzu, dass sie unter den Rettungsdienstleistungserbringern mit dem TVöD bei der Arbeitszeit inzwischen das Schlusslicht sind. Während man beim DRK schon längst erkannt hat, dass 48 Wochenstunden zu viel sind und daher im DRK-Reformtarifvertrag bereits 45 Wochenstunden vereinbart sind, müssen die Kolleg*innen im Tarif des TVöD, trotz steigender Belastungen im Dienst, immer noch 48 Stunden pro Woche zur Arbeit kommen.

Auch in Edewecht haben sich Kolleg*innen vor Wache Edewecht in zwei „Schichten“ …                     Bild: U. Heiderich-Willmer

Im Rahmen der Tarifrunde 2020 sollte nun auch dieses Thema verhandelt werden, jedoch hat der Arbeitgeberverband VKA dies vom Tisch gewischt und statt dessen gefordert, dass die Kolleg*innen im Rettungsdienst wieder 24 Stunden-Schichten arbeiten sollen. Da wundert es nicht, dass Norbert Wunder, Mitglied der ver.di-Bundestarifkommission und Sprecher der ver.di-Bundesfachkommission Rettungsdienst, das Angebot der kommunalen Arbeitgeber für „eine Frechheit“ hält: „Jemand, der 24 Stunden wach ist, soll Rettungswagen fahren, in Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen und im Notfall auch invasive Maßnahmen am Patienten durchführen? Das geht gar nicht.“ moniert Wunder.

… zusammengefunden um deutlich zu machen, dass nun mit den 48 Wochenstunden vorbei sein muss.    Bild: U. Heiderich-Willmer

Uwe Heiderich-Willmer, Betriebsratsvorsitzender und  ver.di-Tarifbotschafter in der Rettungsdienst Ammerland GmbH pflichtet ihm bei: „Die Belastungen in den Schichten wird immer höher, sogenannte Innovationen sollen hier im Bereich der Großleitelle Oldenburg die Effizienz und Auslastung der Fahrzeuge noch weiter erhöhen. Es häufen sich Schichten, in denen die Kolleg*innen fast 12 Stunden durchfahren und dann noch über Pausen und pünktlichen Feierabend diskutieren müssen. Die 48 Stundenwoche stammt aus Zeiten, in denen die Kolleg*innen nur einen Bruchteil der Einsatzauslastung in ihren Schichten hatten. Die Entwicklung der Wochenarbeitszeit hinkt hier mit großem Abstand hinterher“.

Wie in anderen Teilen des Gesundheitswesens ist die Wut groß, die Kolleg*innen beobachten gespannt die weiteren Verhandlungen und sind bereit weiter für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen.

 

 

 

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